Mein Mann Markus Eckardt und ich (Tanja Eckardt-Radtke) hatten im Dezember 2014 eine Mehrfamilien-Fachwerkhofanlage in Mechernich-Antweiler erworben und konnten die größte Wohnung im Oktober 2015 nach Kündigung wegen Eigenbedarf selbst beziehen.
Im Frühjahr 2019 nutzten mein Mann und ich die Gelegenheit und erwarben das unserer Hofanlage gegenüberliegende Grundstück nebst 2 abbruchreifen Häusern. Wir benötigten Parkflächen für uns, unsere Mieter und für den mittlerweile recht stattlichen Hänger-Fuhrpark meines Mannes.
Auf diesem Grund und Boden könnte sicherlich auch gut die Waschstation Platz finden, sollte es zu einer Aufstellung kommen?!
Über den Sommer passierte an der neuen Baustelle noch nicht viel. Wir warteten auf den geänderten Grundbuchauszug, das Stromkabel vom Dach musste noch seitens der Westnetz umverlegt werden, und wir begannen mit dem Entrümpeln der Unterstände auf dem Grundstück.
Ich kam mit dem damaligen Außendienstmitarbeiter des Herstellers für die Waschstationen in Kontakt und lud ihn zu einem Ortstermin ein. Zugegebenermaßen brauchte es viel Fantasie, sich meine Planung schon in fertigen Bildern vorstellen zu können. Der ehemalige Geschäftsführer tat sich schwer, für das Projekt genauso viel Feuer zu fangen wie es der Außendienstmitarbeiter nach diesem Ortstermin und diversen Gesprächen tat. Ich sollte eine Art Businessplan aufstellen, ob sich die Aufstellung der 50.000 € Waschanlage an einem 800-Seelen-Ort wie Mechernich-Antweiler wohl rentieren könnte und sollte damit ein gewisses Einzugsgebiet mit berücksichtigen. „Wer soll denn hier waschen??“, fragte sich der skeptische Entscheider wenig zuversichtlich
19. Februar 2020: Der 30 t Bagger rückte an und machte die beiden Häuser bis zum Abend dem Erdboden gleich. Mein Mann und ich fuhren tagelang mit 2 Gespannen Holz und Müll zum Abfallwirtschafszentrum. Den Großteil des Bauschutts verarbeitete der Bagger mit einem Brecherlöffel zu RCL, also zerkleinertem Stein-material mit Sandanteil. Über Monate versorgten wir Anwohner der umliegenden Dörfer mit Unterbaumaterial für ihre Bauprojekte.
Mittlerweile war der Businessplan für die Waschstation aufgestellt, der neue Stromanschluss bestellt und die Baugenehmigung beantragt.
Dezember 2020: Baugenehmigung erteilt!
Witterungsbedingt starteten die wesentlichen vorbereitenden Maßnahmen erst ab etwa Mai 2021.
Die zu pflasternde Parkfläche wurde ausgekoffert, Randsteine fürs Pflastern gesetzt und die Fläche abgerüttelt. Das Betonfundament für den Stellplatz der Waschstation wurde gegossen.
Wir waren in den letzten Zügen und warteten auf den Elektriker und den Wasserinstallateur für das Verlegen der Versorgungsleitungen.
Dann kam die Flut!
Die nächsten Wochen galt es, den privat gepachteten Pferdestall in Mechernich-Lessenich und unsere Fachwerkhofanlage in Mechernich-Antweiler sowie die im Frühjahr 2021 frisch erworbene Immobilie (für mein Tierfutterlager) auszuräumen.
Hätte nur irgendetwas im Zeitplan in der Vergangenheit besser geklappt, wäre die Waschanlage zerstört worden. Das wäre kein guter Start gewesen.
Nun hatten die Handwerker andere Prioritäten! Im August wurden dann aber wenigstens schon Split und Pflaster geliefert, und wir konnten bis Ende Oktober die Parkfläche fertigstellen. Danach noch den Bürgersteig absenken und reparieren. Niemand hatte nach dem Verlegen des Erdkabels die defekten Gehwegplatten gegen neue ersetzt. Also haben wir den Bürgersteig eigeninitiativ instandgesetzt. Unser eigener Kostenanteil für die Planung sowie Anlage der Parkflächen und der vorbereitenden Installation für die Waschstation lagen bei an die 20.000 € für Baumaterialien und Handwerker. Fast alles wurde in Eigenleistung erbracht und ohne Lohn gerechnet.
Nun stand der Termin für das Aufstellen der Waschstation: 16. November 2021. Ich war so aufgeregt! Nach all‘ den Jahren von der Idee über die Planung bis hin zur Aufstellung, standen wir nun wirklich kurz vorm Ziel. Dann der Schock! Die Anlage, die der Kranwagen ablud, wirkte irgendwie gebraucht, hatte Dellen und der Klarlack (später stellte sich heraus, dass es sich um eine vom UV-Licht verwitterte Schutzfolie gehandelt hatte) blätterte ab. „Die haben sich bestimmt gedacht, für das Kaff in der Eifel reicht das!“, dachte ich und war wirklich entsetzt. Die Monteure des Herstellers wurden still und nahmen Abstand. Leider wurde erst nach dem Abladen der Waschstation über Telefonate bekannt, dass dem Spediteur am Abholort nicht die neue Anlage sondern ein Gerät, welches eigentlich zur Aufbereitung nach Frankreich sollte, übergeben wurde. Wenige Tage später wurde die Maschine wieder abgeholt. Der neue Termin sollte dann der 24. November 2021 werden.
Die fabrikneue Waschstation wurde auf den Termin geliefert und angeschlossen. Bei der kleinen 8 kg Maschine war ein Einlaßventil defekt, deswegen konnte diese erst 1-2 Wochen später ihren Dienst antreten. Die große 18 kg Industriewaschmaschine sowie der 18 kg Trockner wurden sofort sehr gut angenommen bzw. genutzt. Ich selbst nutze die große Maschine für meine Pferdedecken und Arbeitskleidung meines Mannes.
Künftig können Tierhalter, Sportler, Arbeiter aber auch der ganz normale Bürger seine Wäsche in Mechernich-Antweiler waschen. Die Waschmaschinen benötigen (je nach gewähltem Programm) etwa 35 Minuten, und der Trockner ist ab 20 Minuten fertig.
Die Waschstation machte die Antweiler Bürger neugierig. Der ein oder andere hat sie schon für sperrige Textilien oder für Wäsche, die einfach nicht in die eigene Waschmaschine sollte, genutzt. Die Industriewaschmaschinen waschen so schnell und sauber, das man sie gerne nutzt und auf die Wäsche wartet, während man im Auto ein Buch liest, einen Film übers Smartphone guckt, ein Schwätzchen hält oder beim Tierfutterlager in Antweiler einkaufen geht. 2022 soll ein paar Häuser weiter eine Eisdiele geöffnet werden. Es kommt wieder Leben nach Mechernich-Antweiler, wo zuletzt der kleine Supermarkt (das künftige Tierfutterlager Antweiler, welches aktuell nach der Flut provisorisch bis zur Sanierung des Ladenlokals im Lieferfahrzeug und mit just in time Lieferungen fortgeführt wird) wegen Ruhestand des Betreibers vor wenigen Jahren die Pforten geschlossen hatte. Im Ortskern findet man also künftig ein Tierfutterlager, eine SB Outdoor Waschstation, unsere Ferienwohnung, die neue Eisdiele, die Künstlerin Gina Jacobs sowie Kunst aus Keramik von Beate Krupp und Robert Lehrenfeld.
Wäre aufgrund fehlender Hochwasserschutzmaßnahmen für Antweiler und einer veralteten und nicht fachgerecht angelegten Kanalisation nebst Zuleitung des Krebsbaches in den Kanal nicht die Angst vor weiteren Überflutungen durch klimabedingt zunehmende Starkregenereignisse, könnte man in Antweiler einen Platz zum Wohlfühlen finden.
Eine SB Outdoor Waschstation, die eine derart große Reichweite an Nutzern abdeckt, ist regional einzigartig im Kreis Euskirchen. Sie wird nach meiner Einschätzung aktuell sowohl von Tierhaltern wie auch von Menschen genutzt, die ihre normale Wäsche waschen möchten. Ich war überrascht, wie hoch doch der Anteil letzterer ist. Vermutlich hat dies aber auch noch mit den unzähligen noch nicht wieder hergestellten Haushalten nach der Flutkatastrophe zu tun.
Gezahlt werden kann die Wäsche mit EC- oder Kreditkarte sowie mit Bargeld (passender Münz- und Noteneinwurf, Automat wechselt nicht). Neu: Zahlung mit Google Pay und Apple Pay möglich.
Der Zugang ist behindertengerecht und das Waschmittel umweltfreundlich ohne Phosphate, Farb- und Konservierungsstoffe.
Wenn sich die Aufstellung der teuren Anlage für den Hersteller nicht lohnt, wird die Waschstation vorzeitig vor Vertragsende wieder abgezogen. Der Zurverfügungsteller der Fläche bekommt eine kleine Provision, von der er – je nach Modell – auch noch die Energiekosten tragen muss. Wir hatten für die Variante mit Energiekosten unterschrieben und jetzt gerade dadurch ein wenig das Nachsehen. Ich sehe das Ganze jedoch nicht als finanzielle Bereicherung sondern als Chance, Antweiler etwas zu beleben, und ich selbst profitiere ja auch von der Anlage vor der Tür, nicht zuletzt aber vielleicht auch durch den einen oder anderen zusätzlichen Tierfutterkunden. Optional hätten wir die Anlage auch kaufen können, aber das stand für uns nicht zur Diskussion.
Im Störungsfall bietet der Hersteller eine Hotline an, deren Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf der Waschstation zu finden sind. Ich helfe gerne bei der Bedienung wo wir können, weisen aber darauf hin, dass wir nicht der Eigentümer und somit die Verantwortlichen sind falls es doch einmal Probleme gibt. Gerne setze ich mich auch für den Nutzer mit dem Hersteller in Verbindung, um Probleme zu klären.